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Deutsche Jagd-und Sportwaffen

Deutsche Jagd-und Sportwaffen – eine Liebesgeschichte der Amerikaner

 

von Professor Richard Hummel und Dr. Rudi Prusok

Einleitung

Obwohl die meisten der frühen amerikanischen Kolonisten aus Engländern, Irländern und Schotten bestanden, waren es die Deutschen und Schweizer Einwanderer, welche die amerikanische Waffenentwicklung am meisten beeinflußten und dieser germanische Einfluß bleibt bis heute noch sehr stark.

Der Beginn des deutschen Einflusses auf die Waffenherstellung in Nord Amerika

Unter den Mitgliedern der Herrnhuter Brüdergemeinde in Christian Springs in der Nähe von Bethlehem, Pennsylvania ist in den 1740er Jahren der erste germanische Kunsteinfluß auf die Büchsenmacher und ihre Jagdwaffen zu finden. Die Geschichte wird oft erzählt, wie sich die großkalibrigen deutschen Jägerbüchsen mit kurzen schweren Läufen in die langläufigen und dünnwandigen kleinkaliber “Pennsylvaniabüchsen” entwickelten. Die deutschen Büchsenmacher benutzten sicher ihr erlerntes und schöpferisches Können um den Bedingungen des neuen Landes gerecht zu werden. Ost Pennsylvania entwickelte sich im 18. Jahrhunder in das Zentrum des Sportwaffenbaus und blieb es bis ins 19. Jahrhundert. Die Pennsylvaniabüchse wurde zur Volkskunst mit germanischem Ursprung und jedes Verzeichnis der örtlichen Büchsenmacher zeigt, dass sie vor allem deutsche und schweizer Namen enthielten.

Die deutsch-inspirierte Pensylvaniasbüchse erreichte in den Jahren zwischen 1790 und 1830 den Höhepunkt seiner Entwicklung und wurde deshalb auch das goldene Zeitalter genannt. Die 1830 und 1840er Jahre sahen die Entwicklung von der Steinschloßzündung zur Perkussionszündung, und aus der Pennsylvaniabüchse mit Ganzschäftung wurde eine Sportwaffe mit Halbschaft und Perkussionszündung. Wie so viele zogen dann auch die deutschen Büchsenmacher und ihre Söhne von Pennsylvania westlich und folgten dem Ohio Fluss nach Pittsburgh in Pennsylvania, Cincinnati in Ohio, Louisville in Kentucky, Evansville in Indiana und dem Mississippi nach St. Louis in Missouri; Quincy in Illinois and Dubuque in Iowa. Wo immer sich die meisten Ansiedler niederliessen eröffneten sie ihre Geschäfte zur Herstellung von Waffen, zum Verkauf importierter Waffen und zur Reparatur aller Waffen. Die Landroute (National Road) von Wheeling, Virginia (heute West Virginia) bis St.Louis lockte auch deutsche Büchsenmacher an und deren Entwicklungen wurden bekannt als die “National Road School of Gunsmithing.”

Die zweite Welle der deutschen und östreichischen Immigranten

Die erste Welle deutscher Einwanderer besiedelte Pennsylvania in den frühen 1700er Jahren und es waren zum größten Teil erfahrene und erfolgreiche Bauern. Die zweite hunderttausende starke Welle kam zwischen 1850 und 1880 nach der 1848 Revolution in Deutschland. Diese bestand aus Fachleuten, Handwerkern und Stadtbewohnern, die an den Berufsmöglichkeiten der industriellen Revolution und dem Drang nach dem Westen teilnehmen wollten. Diese mutigen Leute suchten auch politische Freiheit und wirtschaftlichen Erfolg und wollten das Beste ihrer deutschen Kultur erhalten: politische Gesellschaften, Gesangvereine, Turnvereine, Schützenvereine und viele andere.. Die deutschen Schützenvereine hatten ihren Ursprung in der Bürgerwehr des Mittelalters und deren Ausbildung durch Scheibenschießen.. Für das Freihandschießen wurden Büchsen in einem bestimmten Stil entwickelt und solche Waffen wurden von den Einwanderern mit nach Amerika gebracht. In den 1850er Jahren wurden Schützenfeste populär wo immer sich deutsche Einwanderer ansiedelten und solche Büchsen wurden nun auch in Amerika hergestellt.. Die meisten frühen Scheibenwaffen wurden von deutschen Büchsenmachern in New York, Pennsylvania, Ohio, Kentucky, Illinois, Missouri und Michigan gebaut, aber später wurden sie auch in anderen Staaten hergestellt.

Von 1850 bis 1870 waren es Perkussionsgewehre von einzelnen Herstellern, aber danach wurden sie auch von den größeren Waffenfabriken hergestell, um den wachsende Bedarf der deutsch-amerikanischen Schützenvereine zu befriedigen. Solche Waffen erschienen zwischen 1870 und 1910 in den Katalogen von Marlin-Ballard, Remington, Winchester, Stevens, Maynard, Whitney, Phoenix und Bullard. Eine grosse Anzahl deutsch-amerikanischer Büchsenmacher arbeiteten an diesen Fabrikmodellen um bessere Resultate zu erziehlen, darunter Schalk, Zischang, Schoyen, Petersen, Meunier, Singer und Niedner.

Die Jahrhundertwende und der erste Weltkrieg

Der erste Weltkrieg brachte diese Periode aber zum Ende. Kulturelle Gesellschaften, Schützenvereine und ihre Feste, deutsche Bücher, deutscher Sprachunterricht, Konzerte mit deutscher Musik und deutsche Namen wurden Opfer dieser Paranoia.

Deutsch-amerikanische Graveure hatten gegen Ende des 19. Jahrhunderts einen massgebenden Einfluss. Unter den Bekanntesten waren Nimschke, Wolf (Wulf), Ulrich, und Young (Jung). Im nächsten Jahrhundert kamen unter anderen Kornbrath und Ottmar dazu,. Im Reich der Waffenentwicklung von Pistolen und Gewehren stand Hugo Borchardt unter den bedeutendsten, zusammen mit John Browning und Paul Mauser.

Am Ende des 19. Jahrhunderts erkannten amerikanische Waffenhändler die Qualität und den Wert der deutschen und östereichichen Sportwaffen und importierten sie zum Verkauf in Amerika. Oft kamen die Waffen in amerikanischen Kalibern, wie .30-06, .30-30 und .38-55 oder in den Kalibern welche in Winchester Repetierbüchsen populär waren. Sie wurden von Waffenhändlern wie Abercrombie & Fitch, Shoverling Daly & Gates, Charles Daly, Griffin & Howe, Fred Adolph und nach dem ersten Weltkrieg auch von A.F. Stoeger importiert. Alle führten die 1898 Mauser Sportbüchsen, Mannlicher Büchsen, Luger ’08 Pistolen und Drillinge von deutschen und östreichischen Herstellern. Man konnte vor allem in den Katalogen von A.F. Stoeger sehen, wie populär diese Waffen damals waren. Es ist uns bekannt, dass Fred Adolph zahlreiche Modelle von Kombinationsgewehren anbot, die in Suhl hergestellt wurden oder für welche die Teile von Suhl importiert wurden.

Charles Daly vertrat die Ansicht, daß Suhler Waffen mit denen besten Gewehren aus England konkurrieren konnten und schaffte damit grosse Nachfrage für die “Prussian Daly” Flinten, die von H.A. Lindner, J.P. Sauer & Sohn, Firma Heym und anderen in Suhl hergestellt wurden. Viele hatten Meistergravuren mit Gold und Silber Einlagen und künstlerische Schaftverschneidungen.

Das bedeutendste Ereignis – die Ankunft der „befreiten“ Gewehre

Die Tragödie des zweiten Weltkrieges endete mit der von den Allierten befohlenen totalen Entwaffnung der Bevölkerung, und dies betraf sowohl alle Sport- und Militärwaffen, als auch antiquarische Waffen. Aber die amerikanischen Soldaten fanden Wege, soviele deutsche Waffen wie möglich als Kriegsbeute mit nachhause zu bringen. Obwohl niemand weiß, wieviele Waffen zerstört wurden, fanden tausende davon ihren Weg im Soldatengepäck nach den USA, manchmal mit gekürztem Schaft um in den „duffle bag“ zu passen. Gewehre welche sich vorher vor allem wohlhabende Leute leisten konnten, waren nun in den Händen von arm und reich und das Interesse an deutschen Waffen hat seitdem immer mehr zugenommen. Was aber fehlte, war gute Information über diese Waffen und deren Hersteller in englischer Sprache.

Die American Single Shot Rifle Association und eine Archiv mit Waffenliteratur und Information über das deutsch-amerikanischen Schützenwesen wurde in 1947 gegründet. Dr. Rudi Prusok war einer der Gründer und war für zwanzig Jahre der Redakteur des Journals dieses Vereins. Die umfassende Sammlung von Information steht Waffensammlern und Forschern der ganzen Welt zur Verfügung. Eine weitere wichtige Aufgabe dieses Vereins war es, die Schiesswettbewerbe im ganzen Land wieder ins Leben zu rufen.

Jim Cate, der Autor von zwei Büchern über Sauer Pistolen, ist dabei ein drittes Buch über Sauer Jagd-und Sportgewehre zu schreiben. Er war auch einer der Gründer der National Pistol Collectors Association welche bemüht ist, Information über Faustfeuerwaffen zu sammlen und den Austausch von Information in aller Welt zu fördern. Dabei spielt die grosse Anzahl deutscher Faustfeuerwaffen eine grosse Rolle.

Im Bereich der Langwaffen mussten Waffensammler lange auf Informationen warten. Im Jahr 1998 gründete Dietrich Apel endlich die German Gun Collectors Association USA. Er gehört einer Büchsenmacherfamilie an und lernte bei seinem Grossvater, Franz Jaeger in Suhl. Nachdem er die DDR verliess, wanderte er nach Amerika aus. Er setzte das Ziel, die Geschichte der deutschen Jagd-und Sportwaffen der letzten 150 Jahre und deren Hersteller in einem Archiv zu sammeln und sie in deutscher und englischer Sprache allen Waffenliebhabern der Welt zugaenglich zu machen. Da ein grosser Teil dieser Information nach dem zweiten Weltkrieg verloren ging, muss diese auf mühsame Art und Weise in aller Welt gefunden werden. Wie gross das Interesse an deutschen Waffen und deren Herstellern ist beweist die Tatsache, dass der Verein schon nach wenigen Jahren über 500 Mitglieder hat. Studienreisen nach Europa, bei denen Mitglieder deutsche und österreichiche Museen, Waffenfabriken und Büchsenmacher in Suhl, Zella-Mehlis, Hamburg und Ferlach in Österreich besuchten, fördern die Zusammenarbeit mit gleich gesinnten Waffenliebhabern in Europa und bieten den Mitgliedern auch die Möglichkeit in deutscher Tradition zu jagen.

Bei Besuchen in Museen waren die Mitglieder immer wieder erstaunt, dass die berühmten deutschen Jagdwaffen der letzten 150 Jahre kaum zu finden waren. Dies führte dazu, dass entschieden wurde, dem Jagd-und Fischerei Museum in Tambach bei Coburg zu helfen, eine Sammlung deutscher Jagdgwehren zu entwickeln. Mitglieder stifteten schon 13 Jagd- und Sportgewehre, welche im Museum als Dauerleihgabe ausgestellt sind. Alle sind sich aber bewusst darüber, dass diese Jagdwaffenausstellung ohne die Unterstützung deutscher Waffenliebhaber, Jäger und Schützen nicht erflogreich sein wird.

Die German Gun Collectors Association USA bringt vier mal im Jahr eine Zeitschrift in englischer Sprache heraus für welche der Name Der Waffenschmied benutzt wird. (Ursprünglich war dies eine Büchsenmacher Zeitschrift aus Suhl, welche am Ende des ersten Weltkrieges zu machte.) Diese Zeitschrift spielt eine bedeutende Rolle da sie über deutsche Waffen und deren Hersteller berichtet und verursacht, dass viele neue Information und seltene deutsche Waffen gefunden werden.

Die drei erwähnten Gesellschaften komplementieren sich in ihren Bemühungen nicht nur die Geschichte deutscher Waffen zu erhalten, sondern auch das Recht, sie zu besitzen. Der Besitz von Waffen und deren Benutzung wird dem Bürger in der U.S.A. Verfassung guarantiert, obwohl die Auslegung der Gesetze von Politikern und Juristen dauernd umstritten wird. Die amerikanische National Rifle Association ist in der Vorfront der Verteidigung dieser Rechte des Bürgers. Vor allem die grosse persönliche Freiheit wird von vielen als die Stärke der amerikanischen Demokratie betrachtet. Auch das Jagen wird als das recht aller Bürger angesehen und is nicht nur wohlhabenden Leuten zugänglich. Auch ist es der Jäger und Waffenbesitzer dessen Zahlung von einer 11% Sondersteuer, die er beim Erwerb jeder Waffe und aller Munition zahlen muss, dafür zahlt, dass heute der Wildbestand in den meisten Staaten höher als je ist.

Kontakte in Amerika und Deutschland

American Single Shot Rifle Association
625 Pine Street
Marquette, MI 49855 USA

Ansprechpartner: Dr. Rudi Prusok, Mitgliedsbeitrag pro Jahr U.S.$45,00

National Automatic Pistol Collectors Association
P.O. Box 15738
Tower Grove Station
St. Louis, MO 63163 USA

Mitgliedsbeitrag im Ausland U.S.$50,00

German Gun Collectors Association USA
P.O.Box 429
Mayfield , Utah 84643

Tel. 1 + 435-979-9723
Mitgliedsbeitrag im Ausland
U.S. $60,00

inquiries@germanguns.com       http://www.germanguns.com 

Waffenmuseum Suhl
Friedrich-König-Str. 19
98527 Suhl, Thüringen
Deutschland / Germany
Telefon: +49 (0) 36 81 / 74 22 18
E-Mail: info@waffenmuseum.eu
Fax: +49 (0) 36 81 / 74 22 20
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